Publikationen, Projekte, Persönliches

26.09.2015

Listening to: To the Scaffold: The Life of Marie Antoinette

So eine letzte Biographie hab' ich noch, danach gönn ich uns allen mal eine Pause...obwohl ich hab' noch eine Napoleon Bio rumliegen...aber der war/ist zumindest keine Frau!;-)

Ich erzählte ja letztlich erst, dass es manchmal ein paar Sichtweisen braucht, bis man sich im Einerseits-Andererseits von Geschichte so einigermaßen eine eigene Meinung bilden kann und To the Scaffold: The Life of Marie Antoinette geschrieben von Carolly Erickson und gelesen von Davina Porter ist da auch keine Ausnahme.


Was positiv zu erwähnen ist: Die Küchenpsychologie hält sich doch einigermaßen in Grenzen, manchmal wird ein wenig spekuliert was denn so die ein oder andere traumatische Erfahrung so mit einem machen könnte, aber das ist ja noch irgendwo legitim, man kann die Leute ja nicht mehr fragen.;-)

Außerdem befinden wir uns hier natürlich schon in einer Geschichtsphase, in der oft und gerne und glücklicherweise immer wieder auf O-Töne und Originalaufzeichnungen zurück gegriffen werden kann, was die Quellenkritik ein wenig unschwammiger macht - zur allgemeinen Quellenlage etc. kann ich aber wie so oft nicht wirklich was sagen, da Hörbücher ohne Fußnoten geliefert werden.;-)

Im Allgemeinen kann man hier eine Biographie lesen, die sich meistens doch erkennbar auf die Seite seiner "Hauptfigur" schlägt. Für die "naja da hat sie sich aber auch echt doof angestellt" oder "hm also wenn man ehrlich ist, ist dieser oder jener Vorwurf nicht von der Hand zu weisen" Einwände, müsste man vielleicht hier nochmal reinlesen.

Das werde ich dann beizeiten mal machen und die "Gegendarstellungs-Rezi" noch nachliefern, bis dahin kann ich aber schonmal überzeugte 4 von 5 Spitzenfächer für ein sehr kurzweiliges Vorlese-Erlebnis mit Wissensgewinn vergeben.

19.09.2015

Die Angst vorm Blinkenden Cursor. Strategien gegen Schreibblockade

Hm ich gebe zu, die Überschrift klingt ein wenig weniger snappy, als ich gehofft hatte, aber irgendwie wollte ich mal ein modernes Pendant zur Angst vor dem Weißen Blatt schaffen, ein Begriff, der es immer noch auf den Punkt bringt, aber für mich als Nicht-Handschreiber ein wenig unzutreffend ist.;-)

Anyway, ich hatte mich mal mit dem Gedanken beschäftigt ein paar meiner Strategien zur Überwindung von schwierigen Schreibphasen "zu Papier" (da isses schon wieder...;-) zu bringen. Eigentlich liegt mir dieses Systematisieren nicht so, ich bin ein kreativer Bauchmensch & wenn ich mich überhaupt dazu durchringe irgendwas systematisch zu machen, dann sind es meistens Plotstränge, oder Disposkizzen und selbst das mache ich nicht oft genug, als dass es einen organisierteren Schreiberling nicht zur Verzweiflung treiben würde.;-)
Außerdem habe ich eine tiefgreifende Skepsis gegenüber "Schreibanweisungen" oder "Wie man ein [XY] Buch schreibt" - teilweise vielleicht zu Unrecht, das gebe ich gerne zu.

Die folgenden "Tips" sollten also bitte nicht als Handlungsaufforderung verstanden werden - ich halte kreatives Arbeiten für so tiefgreifend und unapologetisch individuell, dass ich das sehr vermessen fände - sondern einfach nur als ein statement of fact.
Was ich tue, wenn eine Szene einfach furchtbar hakt und mir nichts einfallen will:

1. Weglassen
Im Ernst, das ist eine valide Überlegung in fast jedem Kontext. Während der Entstehungszeit der B(r)uchstücke sind viele am Anfang total spannende Ideen einfach wieder weggefallen, weil sich kein Anpack einstellen wollte sie umzusetzen - es gibt Autoren, die diese Rudimentärideen irgendwo hinlegen für den Fall, dass ihnen in 20 Jahren was dazu einfällt und das ist eine völlig valide Option. Ich lösche sowas einfach, Ideen, die sich nicht durchsetzen können, müllen nur meinen Datenspeicher zu - harscher Ideendarwinismus, wenn man so will.;-)
Nun ist das bei Szenen innerhalb einer größeren Erzählung noch etwas anderes, als bei einer in sich abgeschlossenen Kurzgeschichte, aber trotzdem sollte man immer die Frage beantworten können: Brauche ich das wirklich?
Eng verknüpft mit dieser Frage sind die Punkte: Was soll diese Szene "tun"? Welchen Fortschritt für die Geschichte bringt sie und kann ich das evt anders unterbringen?
Allein die Beantwortung dieser Fragen, kann schon dabei helfen einen besseren Anpack für die Umsetzung zu bekommen. Oft hakt es nicht, weil mir nichts einfällt, sondern weil ich einfach noch nicht genug drüber nachgedacht habe - nicht jede Szene fließt von alleine, manchmal muss man leider auch ein wenig denken. ;-)

2. Loslassen
Wenn ich aber keine andere Möglichkeit sehe, als das hakende Szenending umzusetzen und sich immer noch keine Idee einstellt, wie das anzustellen ist, lasse ich meistens einfach erstmal los und mache was anderes. Ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass man seine begrenzte Freizeit nicht mit unvergnüglichen Dingen verbringen sollte (und ich muss mit meinen Hobbies glücklicherweise auch nicht mein Geld verdienen), wenn das Schreiben also grade keinen Spaß macht, lasse ich es meistens einfach sein und mache irgendetwas komplett anderes.
Dieser Punkt ist ziemlich wichtig, denn ich nutze diese Auszeiten, um meinem Backgound Procesing Zeit zu geben sich mit dem Problem zu befassen und erfahrungsgemäß funktioniert das nicht, wenn ich statt dessen Blogge oder an irgendeinem anderen Text arbeite. Die Lust zu Schreiben und das dumme Problem aus der Welt zu schaffen muss sich wieder aufbauen und da hilft es nicht sich mit anderen Schreibprojekten abzulenken - mir hilft das nicht wohlgemerkt, andere Autoren schwören darauf, aber bei mir würde es nur darauf hinauslaufen, dass viele angefangene, aber nie zuende gebrachte Geschichten herumliegen.;-)

3. Vorstellen
Auch diese Technik mag nur für ich funktionieren, aber ich schreibe es trotzdem dazu: Wenn man schon weiß was in der Szene passieren soll, schließe man die Augen und stelle sich die Handlung vor, als wäre sie ein Film. Ich schreibe eigentlich immer so und ich denke teilweise merkt man das auch, aber es mag schwierig sein, wenn man eine andere Herangehensweise hat. Für mich hilft die Visualisierung dabei festzulegen was wann wer wo sagt/tut/sieht und die Abfolgen von Bewegungen, Dialogen und Beschreibungen ein bißchen klarer zu machen. Außerdem stelle ich fest, dass das Hirn gerne schon damit anfängt Bilder mental zu kommentieren, daraus kann man dann schonmal ein paar nette Formulierungsideen mitnehmen.

4. Systematisieren
Jaja, ich mache es nicht gern, aber manchmal ist es nicht zu vermeiden.;-) Einfach mal festhalten was man schon weiß, meistens Dinge wie "Wie ist die Ausgangssituation?", "Wie ist die Endsituation?" und "Was muss passieren, damit ich von A noch B komme?". Zu diesen Situationsskizzen gehört sowohl die äußerliche, wie auch die innere Situation der Figuren - meistens stelle ich fest, dass eine Szene, die den Test aus Schritt 1 übersteht vor allem deswegen wichtig ist, weil sie eine neue Situation für den äußeren Plot und eine Entwicklung von Figuren zeigen soll, also müssen diese beiden Pole auch gleichermaßen in die Route von A nach B eingebaut werden.

5. Vom Ende anfangen (optional)
Das ist nur ein Exeriment, das manchmal funktioniert und manchmal nicht, also nehme ich es mal als optionale Möglichkeit auf. Meistens ist es klarer auf was eine Szene hinauslaufen soll, als der einzelne Verlauf. Manchmal kann man also von hinten anfangen zu schreiben, mit dem Endresultat und dann mal sehen wie man mit den Notizen aus Schritt 4 dazu kommt die Lücke zwischen dem letzen Abschnitt und dem fertigen Szenenende zu füllen. Muss nicht funkionieren, kann aber.:-)





Wenn diese Schritte abgearbeitet sind und sich der Flow immer noch nicht einstellt, hilft es leider nur noch sich auf den Arsch zu setzen und die Szene mit den verfügbaren Informationen und Vorüberlegungen "einfach" runterzuschreiben. Dabei hilft es sich immer 2 Dinge klarzumachen:
1. Nicht jede/r/s einzelne Szene/Absatz/Kaptiel/Diaolog in einer größeren oder kleineren Erzählung muss pures Genie atmen. Manchmal hilft es schon die eigenen Ansprüche an sich selbst ein wenig unter Kontrolle zu bringen.;-)
2. Es ist immer so! viel! einfacher! einen holprigen Absatz zu überarbeiten, als die leere Seite zu füllen. Wenn also das Füllen erstmal abgehakt ist - so wenig man damit zuerstmal zufrieden sein mag - kann das Überarbeiten beginnen. Hier können natürlich auch Testleser helfen!

Und mit ein wenig Abstand stellt man vielleicht sogar fest, dass das Ergebnis gar nicht so schwierig ist, wie man befürchtet hat.;-)

12.09.2015

Anne Boleyn. Oder: Warum man nicht alles glauben soll, was man so liest.

Befor irgendwer irgendwas sagt: Keine Sorge, die endlose Reihe "Historische Frauen" wird blad auch mal wieder mit was anderem unterbrochen, aber momentan kommt mir zuviel Leben dazwischen. ;-)

Aber heute erstmal noch:  Anne Boleyn: A New Life of England's Tragic Queen geschrieben von Joanna Denny


Für diese Rezi über ein Buch, das ich schon ziemlich lange habe, aber jetzt erst wieder "Wieder-Gelesen" habe - und dabei einige wirklich wichtige Dinge festgestellt - muss ich allerdings einen kleinen Exkurs starten: Warum Quellenkritik?

Es ist eine Krankheit, die Historiker oft befällt, aber noch lange nicht oft genug praktiziert wird wo es um "Populärwissenschaft" geht. Und das zu Unrecht, denn eigentlich macht sie Geschichte erst spannend - Wer sagt was, aus welchem Grund, mit welchem Hintergedanken und wie?
Diese Frage muss bei JEDER historischen Quelle beachtet werden und darf eigentlich nie in den Hintergrund treten, denn ansonsten haben wir 5000-500 Jahre Geschichte, die von falschen Tatsachen ausgeht, weil man einfach ohne jeden Grund annimmt, dass Zeitgenossen immer nur die reine, neutrale Wahrheit zu berichten haben.

In diesem Zusammenhang möchte noch nochmal auf die Anne Boleyn Biographie von Ms Erickson hinweisen, die diesen Fehler (und andere) macht - Geschichten für bare Münze nehmen, die Personen berichten, die es nichtmal schaffen das Subjekt ihrer Berichte beim Namen zu nennen, sondern nur von "der großen Hure" sprechen. Sind diese Menschen ("Botschafter" oder nicht, dieses Wort und die damit verbundenen Aufgaben sind eine moderne Erfindung und selbst heute würde ich in dem Business keinen Treueschwur zur Wahrheit vorraussetzen) wirklich die neutralen Quellen, denen man uneingeschränkt glauben sollte? Ich glaube nicht, Tim.

Auf diese Quellen verweist Ms Denny mit konsequenter Regelmäßigkeit und ich würde das für sehr verdienstvoll halten, wenn nicht ihre eigene Agenda aus quasi jeder Seite des Buches springen würde. Neue Darstellungen "böser Frauen" sind ein Hobby von mir und ich lese sowas gern - aber nicht, wenn die "Rechtfertigung" auch sehr selektiv mit Informationen umgeht. Plötzlich hat die dargestellte Person gar keine menschlichen Schwächen mehr, sondern ist einfach nur missverstanden in ihrer göttlichen Mission, die das Volk natürlich zu 100% mitträgt, auch wenn das alle bösen bösen Katholiken (die natürlich alle immer nur von den niedersten Motiven angetrieben sind) immer verheimlichen wollen? Äh ja, nein. Nett gemeint, aber übers Ziel hinaus geschossen.
Diese Art von "Protestanten super - Katholiken doof" Quellenselektions-Keule stört mich fast mehr als einfach schlampige oder inkosequent zuende gedachte Übernahme von zeitgenössischem Tratsch.

Und das bringt uns auch schon zu einer anderen Frage, die man als Historiker immer wieder gestellt bekommt: Warum sollte man soviele Bücher zu immer demselben Thema lesen oder auch warum sollte man ein Sachbuch mehrmal lesen wollen?
Genau deswegen. Weil es manchmal einfach mehrere Sichtweisen braucht, um sich irgendwo an ein Thema anzunähern und/oder weil man beim ersten Lesen manchmal nicht auf Zack genug ist die Agenda des Autors zu durchschauen - ich empfehle daher bei beiden Biographien sie mal gleichzeitig mit G.J Meyers Tudors zu lesen, der wirklich verstanden hat, wie man neutrale Quellenkritik betreibt. Es dürfte sehr erhellend sein! ;-)

Bis dahin gibt es auch wieder nur 2,5 von 5 Falken für eine nett gedachte Biographie mit erheblichem Missionars-Nervfaktor.

05.09.2015

How To: Häkel-Schaltuch. Oder auch: Finger-Zen completed

Mein Finger-Zen ist im Urlaub endlich ausgelaufen, das letzte von insgesamt 60 Blumenmotiven fertig, verknotet, vernäht und gestapelt worden.



Hier übrigens noch mal das Video wie man dieses Motiv herstellt - man kann das Motiv übrigens beliebig größer oder kleiner machen, 24 Maschen an der Basis ergeben 8 Blütenblätter, bei 15 bekommt man 5 und bei 30 dementsprechend 10.

Ich muss allerdings gestehen, dass ich den zweiten Teil des Videos einfach mal geschwänzt habe - zum einen wollte ich ein rechteckiges Tuch - 5x12 Motive - und kein Dreieck und zum anderen war ich einfach zu faul und habe daher die Blütenblätter einfach geknüpft, hat auch lange genug gedauert.;-)

Aus der Restwolle ließen sich dann noch ein Saum aus ganz simplen festen Maschen und ein paar Fransen herstellen.
Die erste Saumreihe war etwas knifflig, die Lücken zwischen den Blütenblättern mussten mit Luftmaschen gefüllt werden, das war ein wenig fummelig am Anfang, aber hat ansonsten gut funktioniert.


Fazit: Dauert lange, sieht aber gut aus am Ende! Wenn man also mal eine Beschäftigung für lange Sommernächte sucht...;-)