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08.04.2013

Skyfall. Oder: Finger weg von meinem Auto! (Spoiler inklusive;)

It is a truth univerally acknowledged that a superhero in sufficient standing must be in want of an awesome car!
Selbst ich als bekennender Nicht-Autofahrer und Nichtmal-Führerschein-Besitzer muss zugeben, dass zu einem profunden Coolness-Faktor eben oft auch die entsprechenden fahrenden Untersätze gehören - vom Batmobil über den Impala, den A-Team Van, oder den Ghostbuster Cadillac, bis hin zum Delorean.
Aber bei kaum einem "Superhelden" spricht man vermutlich schneller von Autos, als bei James Bond - zumindest nachdem man die Themen Frauen und Waffen abgehakt hat.;-)

Und was in der obigen Liste besonders auffällt: Was den Image-Boost angeht, ist Nostalgie Trumpf - fabrikneue Autos und Superhelden passen scheinbar einfach nicht zusammen.
Da fand es doch der kleine Geek in mir besonders nett, dass der "neue" Bond mal wieder den Aston Martin auspackt, mit den ausfahrbaren MGs und der kugelsicheren Heckscheibe, wie man sich das wünscht - wenn auch die obligatorische Autoverfolgungsjagdt am Anfang noch ohne Stil auskommen muss.;-)

Nachdem wir aber nun den Film mal von vorne nach hinten aufgerollt und ein vermeintlich unwesentliches Detail zum Fokus gemacht haben, was kann man denn sonst noch so sagen über Skyfall und 50 Jahre. Bond?
Interessanterweise habe ich, glaube ich, alle 23 Filme zum einen oder anderen Zeitpunkt in meinem Leben mal gesehen (einen sogar auf französisch;-), denn wie viele "klassischen" Action-Filme kann so einen Bond immer mal ansehen, wenn er zufällig grade läuft, oder die Videothek grade nichts dahat, was man noch nicht gesehen hat - ich glaube Thomas hatte ein ähnliches Sentiment auch schonmal vertreten.
Vieles davon mag man possierlich finden - ich denke da so an Frottee-Shorts und Bond-Girl-Namen wie Pussy Galore - aber James Bond ist und war immer schon Zeitgeist. Was immer gerade so angesagt, aktuell und up-to-date ist, lässt sich auf dieses Personenkonstrukt projezieren und das schon seit 50Jahren mit unvermindertem Erfolg. Das an sich ist eigentlich schon ein Phänomen, dass eine kulturgeschichtliche Studie rechfertigen würde, aber ich fürchte bis wir an deutschen Unis so weit sind, könnte es noch was dauern...da wird ja auch die Behandlung von Comics im Literaturstudium immer noch als Untergang des Abendlandes empfunden....Was wieder zeigt, dass Nostalgie nur bedingt nützlich ist!;-)

Aber zurück zum Thema! Mir gefiel der "neue" Bond ziemlich gut, was eigentlich erstaunlich ist, denn eigentlich schwankt der Film zwischen völlig unvereinbaren Gegensätzen: Zum einen soll/will man die alte "Possierlichkeit" von Gadgets, halbnackten Frauen und gelebter Britishness erhalten, zum anderen muss/will man auch den Support-Cast völlig umbauen und aktuelle Schwerpunkte setzen, was bedeutet: ein Nerd-Hipster-Q, eine Kickass-Moneypenny und politische Kontroversen über die Sinnhaftigkeit von Spionen im Allgemeinen und Bond im Besonderen. Zum einen ist James Bond ein fast klassischer Superheld, der mit einer Kugel in der Schulter besser kämpft, als alle Schergen zusammen, 90m Stürze überlebt, einen Zug mit einem Bagger zerrupft und und und, zum anderen zerlegt der Film seinen eigenen Helden nach und nach in ziemlich unfitte und traurige Einzelteile.

Obwohl man also der Meinung sein könnte, dass das alles völlig gegensätzliches Hin&Her ist und sich nicht wirklich entscheiden kann, merkt man dem Film doch an, dass sich Schreiberlinge und Regisseur sehr viel Mühe gegeben haben den Kontroverse-Bogen nicht zu überspannen. So kann man über Neues wie Altes gleichermaßen schmunzeln, auch wenn man schon hinnehmen muss, dass der "kaputte" Bond genauso klischeehaft bleibt, wie sein Superhelden-Ego - aber Actionfilme sind ja auch kein Psycho-Drama und daher darf das ruhig, solange genug explodiert!;-)

Ich vergebe außerdem noch einen Pluspunkt für den Bösewicht - so schön psychidelisch war man seit Dr. No und Blofeld lange nicht mehr - aber auch einen Abzug für die verschenkten Frauen. Sicher, James Bond ist James Bond und Frauenrollen sind da mehr oder weniger nur Accessoir, aber sie haben sich immerhin schonmal die Mühe gemacht für beide Frauen eine interessante Geschichte anzulegen und sie dann einfach links liegen lassen - die eine stirbt 10Minuten nachdem sie noch eben schnell nackt sein durfte, die andere verschwindet fast genauso kommentarlos hintem Schreibtisch. Da hat man auch bei Bond-Girls schon mehr gesehen!
Ein wenig aufgefangen wird der fehlende Frauenfaktor natürlich wie immer von Judy Dench - man verehre den Boden auf dem sie geht! - aber als M. ist da von Weiblichkeit nicht viel zu sehen...sorry Judy!;-)

Insgesamt kommen wir also auf 3 Pluspunkte für Story, Bösewicht und Locations (ich liebe Schottland, auch wenn ich immer noch denke Skyfall ist ein dummer Name für ein Haus...;-) und einem Abzug für die unausgeschöpften Frauenpotentiale.
Um die 5 vollzumachen, schiebe ich deswegen noch einen goldenen Gummipunkt für den Aston Martin hinterher -  ehrlich, wer nicht wenigstens ein bißchen traurig ist, wenn dieses schöne Auto zerbombt wird, der hat einfach kein Herz!;-) - und komme daher auf 4 von 5 Bulldoggen!

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