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20.04.2018

Wie man eine Kampfszene plant - Eine autodidaktische Eingabe

Es ist ein wenig umfangreicher Teil dieses Blogs, aber tatsächlich liegen zwischen der ersten Version des Rosenfriedhofs und den B(r)uchstücken 10 Jahre, in denen ich eigentlich nicht wirklich geschrieben habe. Statt dessen war meine Ausdrucksform zu der Zeit das Studententheater und ich habe einige interessante Dinge dabei gelernt - zum Beispiel, dass einem wenig im "normalen" Leben je wieder peinlich ist, wenn man im Actors Training schonmal in einem Kreis von 30 bekannten Gesichtern einen naturgetreuen Pinguin immitieren sollte...;-)

Wer also eine Grundlagen-Lektion in puncto public speaking oder sowas braucht, sollte das mal überlegen, aber für heute geht es um eine andere interessante Beobachtung: Wie langwierig und schwierig Choreographie sein kann.
Man glaubt es nicht, wenn man das fertige "Produkt" auf der Bühe sieht, aber tatsächlich macht es (wenn man es richtig macht) unfassbar viel Arbeit, auch wenn nur 2 Leute auf einer Bühne sind und sich unterhalten sollen.
Wer geht wann wohin? Wer sagt was wo? Spricht man besser in der Bewegung, oder an ihrem Ende? Und wie geht man bis zum Ende der Bewegung und deutet nicht nur kraft- und saftlos Dinge an?

Und weil ich das wusste, war ich anfangs etwas gehemmt was die Ausarbeitung von Kampfszenen anging - meine Elysion-Betas werden sich an das Gejammer erinnern...

Nun ist ja Elysion bekanntlich eine Fantasy-Geschichte, in der Kämpfe Gandalf-Style mit Stab, Schwert und Feuerbällen geführt werden, weswegen ich dachte: Lernen wir doch einfach von den Besten und schauen uns an, wie Gandalf das macht.;-)
Und das bringt mich auch gleich zu meiner ersten autodidaktischen Weisheit: Je größer und bedeutsamer eine Kampfsequenz ist, desto mehr ähnelt sie einer Geschichte in der Geschichte mit Anfang-Mitte-Ende, steigender Spannungskurve, Klimax und Auflösung.



Hier vom Nerdwriter mal richtig schön erklärt am Beispiel eines unserer favourite battles of all times: Helm's Deep.


Schritt 1 bei der Planung einer Actionreichen Szene kann man daher in schöner interdisziplinärer Tradition auch für Buchszenen übernehmen:

Was ist der Ablauf?
Wie baut sich die Spannung auf, wann/wo/wie/mit wem wird es physical und was ist das "Ergebis"? Wie gehen die Charaktere daraus hervor?

Danach hört es mit der Vereinbarkeit von Film und Buch allerdings auch schon wieder auf, denn im Textform muss man sich leider limitieren - gleichzeitig zeigen was im Vorder- und Hintergrund passiert oder ganz tolle Kampf-Choreographie? Schreibt das mal wirklich runter, wie es im Film passieren würde...tödlich langweilig, bin ich fast von überzeugt...
Im Drehbuch steht dann sowas wie "They fight." und was wir zu sehen bekommen ist der epische Kampf mit Lichtschwertern oder so...Drehbuchautor müsste man sein...;-)

Daher ist Schritt 2 - und der mit dem ich bei Elysion sehr gehadert habe: Fokus
Auszuwählen was man wie und wo beschreibt, hat mich endlos umgetrieben, vielleicht wird das mit Übung besser, oder wenn man kein ganzes Dorf von feindlichen Truppen überrennen lässt...;-)
Andererseits passiert ja auch ein Duell nicht im Luftleeren Raum und so kann es sich eben dann doch schnell anfühlen, wenn man die Umgebungsbeschreibungen zu sehr vernachlässigt, andererseits soll es aber auch nicht zu langatmig sein...
Ich empfehle hier den verstärkten Einsatz von Beta-Lesern, denn es ist ein schmaler Grat und ich denke das wird sich auch mit Übung nicht ändern.

Und dann gibt es noch Bonus-Schritt 3: Know your shit.
In der Versammlung musste ich bisher nur eine kurze Kampfszene mit begrenzter Personenanzahl und einem sehr begrenzten Setting umsetzen und es kämpften mehr oder minder untrainierte Menschen gegen andere untrainierte Menschen.
Das ist relativ Recherche-Unaufwendig, weil wie man jemandem gegens Schienbein tritt und im Zweifel auch noch so halb verfehlt, haben wir meistens schon im Sandkastenalter mal ausprobiert.
Aber die Sache mit den Feuerbällen und Schwertern?
Hm.
Wie funktioniert Schwertkampf? Wie kämpft jemand mit einer entsprechenden Ausbildung? Und wie funktioniert das mit der Magie (ich stehe nicht auf den Gandalf Effekt von "das geht Puff einfach so")? Ist die immer so abrufbar in der Hitze des Gefechts? Und wenn ja, wieviel Aufmerksamkeit braucht das? Ist das körperlich anstrengend?
Ein geneigtes RPG-Regelbuch kann hier tatsächlich helfen, oder ihr habt Betas, die Spielleiter sind.;-)
Oder dein Charakter ist ein ausgebildeter Navy-Seal? Echt? Wie kämpfen die denn so? Aus welcher Schule ist der Nahkampf entlehnt? Wie kämpft ein Navy-Seal gegen einen Schwertkämpfer?

Man sieht hoffentlich worauf ich hinaus will.;-)
Ich habe mich bei Elysion aus der Affäre gezogen und hauptsächlich Militärische Taktik und Magiefunktionalität ausgearbeitet, das mit den Schwertern und Stäben passierte so nebenher.

Meine Version von Faust allerdings soll sich im großen Showdown bisher ein Fechtduell liefern mit jemandem, der das wirklich kann...I can see research looming...

Anyway, das sind meine hart erkämpften *haha* 3 Schritte zum Erfolg...oder zumindest zu weniger Frust wenn es um Kampfszenen geht. Ich hoffe sie erweisen sich eines Tages als nützlich.
(Bonuspunkt wenn man das Zitat erkennt!;-)

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