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16.02.2018

The Great Gatsby. Oder: Lost in Adaptation

Im Winterurlaub hat man außer Schlafen, Essen, Wiederholen meistens ja nicht so superviel zu tun - zumindest wenn man wie ich nicht für Berge und Skifahren geboren wurde - da kann es schonmal passieren, dass einem Filme unterkommen, die man eigentlich nie auf irgendeiner Watchlist hatte.

The Great Gatsby war so ein Fall - ich erinnerte mich dunkel daran, dass ich das Buch für meine Zwischenprüfung lesen musste und nicht so richtig toll fand und wollte mal sehen, ob es der Film besser macht.
Falls man sich nicht die Mühe machen will bis zum Ende zu lesen: Der Film macht es sogar noch schlimmer, weil er nicht versteht was eine Adaption braucht.


Ich konnte meine Abneigung für das Buch in meiner Studienzeit nie so richtig begründen, denn eigentlich gefällt mir die Idee große Mythen zu entzaubern und welcher Mythos könnte schon größer sein, als der American Dream?

Gatsby als Paradebeispiel von Niemand zu Obzön Reich und dabei innerlich völlig hohl - und was noch schlimmer ist - von der angeblich so liberalen Gesellschaft immer noch abgelehnt, weil er kein "altes Geld" und keinen großen Namen hat, funktioniert da eigentlich hervorragend, aber die Figur im Buch war mir immer irgendwie unsymphatisch.
Vielleicht deswegen, weil der Subplot "unfassbar tragisch verbliebt in eine Frau, die das nicht verdient hat" ein bißchen zu viel war, oder weil es sich mir nicht erklärt, wie jemand, der offensichtlich clever genug war durch ominöse Geschäfte obszön reich zu werden, nicht clever genug sein kann zu erkennen, dass er sich besser einen anderen Lebenstraum gesucht hätte, als die dumme grüne Laterne.
Es schien mir immer so ein faules Statement: Mann zerstört sich selbst für eine Frau (deserving oder nicht), weil er unrettbar verliebt ist und sich kein anderes Leben vorstellen kann.
Vielleicht bin ich nicht romantisch genug veranlagt, aber mich überzeugt das nicht als unumstößliche Tatsache, da fehlte mir einfach ein wenig Erklärung warum man so tragisch dumm ist.

Ich hatte jetzt nicht unbedingt damit gerechnet, dass Baz 'style over substance' Luhrman das irgendwie tiefsinniger gestalten könnte, aber ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass es noch flacher sein könnte. Und auch hier war mir lange nicht klar warum das so ist, aber zum Glück habe ich ein Video gefunden, das mich darauf gestoßen hat:



Gatsby war mir im Buch unsymphatisch, weil seine Innere Leere und sein pathetisches Verhalten Zelda (ups Daisy^^) gegenüber so unreflektiert übertrieben wirkt, dass man sich kaum erklären kann wie so ein gebrochenes Häuflein Weltschmerz je so geschäftstüchtig werden konnte, halbseiden oder nicht.
Leonardo di Caprio in einer seiner verkrampften JetztgebtmirendlichdenOscar Rollen macht das sogar noch schlimmer, denn er ist eben kein Häuflein Weltschmerz, er kann sich nicht entscheiden, ob er Ironman oder der Verrückte Hutmacher sein möchte.^^

Es ist also durchaus möglich in der Adaption von Buch zu Film noch mehr Grundlegendes zu verlieren, als sowieso schon unvermeidlich ist - da hilft dann auch keine große Kulisse mehr. Eigentlich stört sie sogar.

Ich verkneife mir mal das zu bewerten, ich mochte beides nicht, Punkt. Aber ich fand den Aspekt interessant genug, um offensichtlich viele Worte darüber zu verlieren. Manchmal sind auch Beispiele wie man es nicht macht, hilfreich!;-)

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