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20.10.2017

Kingsman. Oder: Die Sache mit den Parodien und Homagen.(Vermutlich Spoiler)

Es kommt schonmal vor, dass Filme so lange auf meiner Watchlist rumgammeln, dass ich irgendwann gar kein Geld mehr dafür ausgeben muss, weil sie schon im Free TV laufen. Das könnte sich demnächst wieder ändern, wenn unser Internet-Anbieter-Wechsel mal durch ist und wir hoffentlich den Movie Mittwoch wiederbeleben können, aber hätte hätte und so.;-)

Gestern daher auf dem Programm Kingsman Secret Service ganz ohne Leihgebühren, aber dafür natürlich auch nur in der deutschen Synchro. Ich denke aber in dem Fall ist das vermutlich weniger Story relevant, man verpasst womöglich aber ein paar nette Britische Akzente.;-)



Der Film soll wohl - davon kann man ausgehen - tun was es auf dem DVD Cover sagt: More Badass than Bond sein.
Ob das so funktioniert bin ich mir nicht unbedingt sicher, denn das Problem mit Homagen, die gleichzeitig auch Parodien sind, ist halt dass sie absichtlich Dinge auf die Schippe nehmen oder mit Meta-Humor würzen, die in den Originalen mit bitterernster Konsequenz durchgehalten werden. Das eine ist jetzt nicht zwingend schlechter oder besser als das andere, aber es macht den Vergleich in Puncto Badassery ein wenig unlogisch, denn es geht ja gerade darum die exessive Gewalt von Bond unf Kollegen zu überspitzen.
Und wie macht man das? Na mit noch mehr exessiver Gewalt, mehr unwahrscheinlichen Gadgets, mehr bis ultimo choreographierten Kampfszenen und einem absurd überzogenen Bösewicht mit einem absurd überzogenen apokalyptischen Plan.

Das klingt jetzt vermutlich erstmal negativer, als es eigentlich gemeint ist, denn meistens ist das bis ins Absurde überzogene Klischee ja tatsächlich amüsant - ich lese gerade Der Goldene Schwarm, wenn ich damit durch bin, werden wir nochmal über ein paar wirklich überzogene Klischees reden müssen;-).
Problematisch wird der Film für mich nur dann, wenn er versucht sich irgendwie selbst erst zu nehmen, denn Dialoge über die Moral von Befehlsausführung und der Lizenz zu Töten machen wenig Sinn, wenn man danach trotzdem loszieht und billigend in Kauf nimmt, dass 300 Menschen der Kopf explodiert. Aber das waren ja auch nur Schergen und in den Evil Plan Eingeweihte, also was solls?

Ein Dialog hat mich was das angeht besonders amüsiert - im "oh man ist das schlecht" Sinn^^ - nämlich Mentor und Protegee unterhalten sich darüber, dass Protegee sich der letzten seiner Prüfungen entzogen hat (er sollte seinen Hund erschießen). Worauf meine Antwort gewesen wäre: Jede Organisation, die es für irgendwie notwendig hält, für dämliche Charakter-Tests unschuldige Lebewesen zu erschießen, ist eine, der man gar nicht angehören will. Diese Unterhaltung findet aber nicht statt, statt dessen erhalten wir die Auflösung, dass die Waffe ja eh nur Platzpatronen enthalten hätte, genau wie die im ersten Test gestorbene Probantin ja gar nicht wirklich gestorben ist, sondern nur als Schock-Effekt gedacht war.
Worauf meine Antwort gewesen wäre: Das macht keinen! verfickten! Unterschied!, weil in dem Moment, in dem ich dass nicht weiß und die verfickte Waffe abfeuere, ich davon ausgehe, dass der Schuss tödlich sein wird und es verfickt nichts ändert, wenn man mir nacher sagt, dass das ja gar nicht so gewesen wäre, also steckt euch eure verfickten Psychotricks doch in euren verfickten Arsch und fickt euch so lange ins Knie, bis eure Eier blau werden!

Wäre sogar irgendwie In Character gewesen für ds Vokabular von Protegee, der sich aber statt dessen entschuldigt, weil er "nicht die Eier hatte" diesen Test durchzuziehen. Und das meinte ich mit: Wenn sie versuchen ernsthafte Gespräche zu führen, wird es unschön, weil sich die Logik leider unterm Stuhl versteckt und weint. Dasselbe trifft auch auf den Bösewicht zu, der mit einer ziemlich bescheidenen Argumentation und fraglichem Charisma tortzdem in der Lage ist hochrangige, vermutlich kluge Menschen "umzudrehen" - nichts gegen die Rolle von Sam L. Jackson, fand ich großartig, aber man hätte bei der Parodie bleiben sollen, immer wenn da irgendwas realistisch-psychologisches stattfinden soll, geht das in die Hose.;-)

Da ich mich abgesehen von diesen paar Szenen, in denen ich meine Stirn schlagen wollte, aber gut unterhalten gefühlt habe, kann ich trotzdem 4 von 5 Regenschirmen rechtfertigen. Es mag ja Meckern auf hohem Niveau sein, dass der Blockbuster Actionfilm keine guten Dialogschreiber hatte.;-)

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