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16.05.2014

WWZ: Das Buch von vor dem Film

Was lange währt wird endlich gut, fast noch schlimmer als die neuen Bücher so ewig auf meinem Nachttisch liegen zu sehen, ist ja jetzt fast das Bild wochenlang ungeändert in der Seitenleiste zu haben...ich würde gerne glauben, dass es dadurch in Zukunft mit dem Lesen vielleicht schneller geht, aber was soll ich sagen? So viele Hobbies, so wenig Zeit!;-)

Normalerweise würde ich ja bei einem Buch verbunden mit einem Film ein Film vs. Vorlage machen, aber hier geht das nicht wirklich, denn Film und Vorlage haben genau 2 Dinge gemeinsam:
1. Den Titel
2. Es wird mal die UNO erwähnt
Auf dieser Grundlage lässt sich leider kein vs. in irgendeiner Form aufbauen, also überspringen wir das mal und sehen uns an was der Klappentext zu WWZ, geschrieben vonMax Brooks uns zu sagen hat:
It began with rumours from China about another pandemic. The reports were fragmentary and confused. A world still reeling from bird flu and limited nuclear exchanges had had enough of apocalypse. Most people just wanted to rebuild their lives. Then the cases started to multiply and what had looked like the stirrings of a criminal underclass, even the beginnings of a revolution, soon revealed itself to be much, much worse. Faced with a future of mindless, man-eating horror, humanity was forced to accept the logic of world government and face events that tested our sanity and our sense of reality. Maybe, Brooks argues, the zombies brought us back to life. Based on extensive interviews with survivors and key players in the ten-year fight-back against the horde, "World War Z" brings the very finest traditions of American journalism to bear on what is surely the most incredible story in the history of civilisation.
Insgesamt muss man WWZ wohl als belletristisches Experiment betrachten. Ein ganzes Buch nur voll mit fiktiven Interviews? Ohne jede Spannungskurve, weil ja jeder, der "10 Jahre später" noch Interviews geben kann, offensichtlich überlebt haben muss? Klingt erstmal nicht nach einer besonders vielversprechenden Idee.

Es gibt allerdings 2 Dinge, mit denen man nicht unbedingt rechnet, wenn man ein Buch aufschlägt, das Zombies zum Thema hat und gerade in einem ziemlich dünnen Blockbuster verwurstet worden ist:
1. Das Buch ist unheimlich gut recherchiert.
2. Der Autor weiß wovon er spricht.
Und damit meine ich jetzt nicht die Zombies. Aber man bekommt den Eindruck, dass sich hier jemand wirklich mal Gedanken zu Politik- und Wirtschaftsmechanismen gemacht hat, Militärstrategien recherchiert, Pharmaprogramme und Forschung untersucht, Fluchtverhalten und "Survival-Psychologie" Bücher gewälzt hat und das dann alles auf eine fiktive Katstrophe zuspitzt, die dann als "Zombie War" eigentlich nur deshalb nicht völlig deprimiertend ist, weil es eben fiktive Zombies sind. Man könnte fast dasselbe Buch vermutlich über SARS oder sowas schreiben - außer dass die Leute da nicht wieder aufstehen, aber Politiker, Pharmaunternehmer und Wirtschaftsbosse wären vermutlich genauso überfordert, arrogant und/oder verantwortungslos und Menschen vermutlich genauso rücksichtslos.
Ich zitiere da mal Pratchett: When in Panic, humans are worse than sheep. Sheep just run, they don't try to bite the sheep next to them.^^

So kommt man auch ohne "normale" Spannungskurve ganz schön ins Grübeln - ich habe mich beispielsweise ersthaft mal gefragt, in welchen Beruf ich mich umschulen lassen könnte, denn wenn alle Bürojobs erstmal als F9 (nutzlos für die Computerlose Post-War Gesellschaft) aussortiert sind, macht das spannende Dinge mit der Gesellschaft. Ich bin zu den Schluss gekommen, dass ich gut mit Pflanzen und Tieren kann (und kein Problem damit habe Anweisungen zu befolgen;-), also vermutlich mit etwas Anleitung kein ganz hoffnungsloser Fall in der Post-War Landwirtschaft oder vielleicht Hundestaffel oder so wäre, anders als solche "Top-Verdiener" wie Schauspieler, Fußballer, oder Börsenmakler.;-)

Zwischendurch war ich trotzdem etwas deprimiert, der Silberstreif am Horizont und ein paar nette Worte über die Menscheit an sich lassen doch ziemlich lange auf sich warten und das Ganze ist - verständlicherweise aber trotzdem - faktenmäßig ziemlich auf die USA fixiert. Das man sich nicht weltweit einrecherchieren kann, sehe ich ein, aber für den langen dunklen Tunnel aus Interviews mit dummen Militärs, fiesen Politikern und widerlichen Pharmaunternehmern ziehe ich trotzdem ein ganz subjektives feel-bad Pünktchen ab.

Trotzdem bleiben ja noch 4 von 5 Lobos für eines der intelligentesten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe - und das beim Thema Zombies!;-)

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