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11.12.2011

A Dangerous Method

Wer sich öfter auf meinem Blog rumtreibt, wird sich bei dieser Überschrift vielleicht denken: Huch, wie kommt sie denn nun zu so einem Film?
Prinzipiell bin ich die Erste, die gerne zugibt, dass ich was die Film- und Fernsehunterhaltung angeht eher leichte Kost bevorzuge, was aber hauptsächlich daran liegt, dass ich gerne bekomme, was ich erwarte.
Da tun sich Action-Filme oder Komödien einfach leichter - da erwarte ich dumme Witze und explodierende Dinge und in 99,9% der Fälle ist das genau was ich bekomme.
Mit Psycho-Drama Filmen tue ich mich schwer, weil das Medium Film mich leider in über 70% der Fälle entäuscht, wenn es um die tiefsinnige, subtile Ausleuchtung von Charakteren, Beziehungen und Entwicklungen geht - also im Kurzen die Darstellung des schillernden Panoptikums, das man so als "Leben" bezeichnet.;)
Deswegen bevorzuge ich für die Abgründe der menschlichen Existenz dann doch Bücher - solche Geschichten passen meist hervorragend zwischen 1000Seiten, aber verlieren an allen Ecken und Enden, wenn sie in 120Minuten gepresst werden sollen.


A Dangerous Method ist da leider keine Ausnahme. Zugegeben der erste Impuls den Film anzusehen war eigentlich nur, dass er in Wien gedreht wurde und zwar in genau dem hübschen Park, in dem ich vor ein paar Wochen noch Vivaldi und den Sonnenuntergang genoss - Nostalgie ist sowas Schönes!;)
Wenn man aber über diesen oberflächlichen Grund einmal hinweg sieht, hat man im Hauptfach Pädagogik und im Nebenfach Philosophie an Schule und Uni doch genug Freud und Jung gelernt, um sich für die Hinetergründe wenigstens ein bißchen zu interressieren. Zum Land der Wahrheit, bitte hier entlang.

Leider kann sich der Film aber nicht entscheiden, ob er jetzt die Anfänge der Psychoanalyse, eine schwierig-tragische Arzt-Patient Beziehung oder den elementaren Gegensatz zwischen Jung und Freud darstellen will, was dazu führt, dass alle Storylines gleichzeitig zu kurz kommen. Eine klare Entscheidung für EINE Hauptfigur und EINE Hauptproblematik (und vielleicht 20-30Minuten mehr Laufzeit) hätte den Film vielleicht gerettet, wenn er sich denn gleichzeitig auch eine Spannungskurve zugelegt hätte.
Einführung, Klimax und Aufösung blieben aber hier völlig auf der Strecke, das Ende wirkt sehr willkürlich (man hätte auch an mindestens 5 anderen Stellen den Cut machen können), die Aktionen der Charaktere bleiben entäuschend unerklärt für einen Film über Psychologie und Ms Knightley krampft sich gen Oscar-Nominierung in einer Rolle, die leider ihren Horizont überschreitet.
Es ist sicher hilfreich sich ein paar Ticks zu überlegen, um einen getriebenen Menschen darzustellen - leider wirken aber ihre "hysterischen" Ausbrüche am Anfang des Films wie ein aufgesetzter Selbstzweck ála "Du must nur wahnsinnig kuken und schreien, dann passt das schon".
Man hat daher auch den Eindruck, dass die Heilungsgeschichte der Fräulein Spielrein vor allem deswegen fast völlig übersprungen wird, um sie schnellstmöglich wieder die kühle Frau im Kostüm spielen lassen zu können - natürlich "aufgelockert" duch SM im Korsett, was aber höchstens Amerikaner schocken könnte.

Von den drei Hauptfiguren überzeugt eigentlich nur Vigo Mortensen als Freud - und er spielt den egomanischen Guru wirklich gut!;) - auch wenn Michael Fassbender nicht wirklich was dafür kann, dass seine Rolle als psychisch zerissener Psychologe so sehr zusammengekürzt wird, dass man leider nicht wirklich viel Symphatie oder Verständnis für ihn entwickeln kann.

Alles in Allem leider ein sehr mittelmäßiger Film, dessen Szenen sich besser als Untermalung für eine Doku gemacht hätten - dann hätte auch die fehlende Spannung nicht so gestört. Von mir gibt es dafür leider nur 2 von 5 Tintenklecksen.

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